Geldentwertung: Bargeldentwertung in Europa

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Geldentwertung und vor allem Bargeldentwertung sind Schreckgespenster, die in letzter Zeit in Europa in aller Munde sind. Angefangen hat das Ganze mit der geplanten Abschaffung des 500-Euro-Scheins. Gibt es tatsächlich einen Grund zur Sorge?

Wofür steht der Begriff Geldentwertung?

Um zu verstehen, worüber sich die Gelehrten streiten, wenn sie den Begriff Geldentwertung benutzen, sollte man den Begriff klären: Der Wert des Geldes steht einfach gesagt dafür, wie viel Ware man für einen bestimmten Betrag erhalten kann. Sinkt also der Geldwert, kann man weniger Waren erwerben, als man mit dem gleichen Betrag noch vor einiger Zeit konnte.

Vereinfacht gesagt: Bei einer hohen Inflation kostet ein Laib Brot in dieser Woche vier Euro, nächste Woche bereits schon fünf Euro, und so geht es weiter. Das Bargeld, das man in seiner Tasche trägt, wird also Schritt für Schritt weniger wert. Die Begriffe Geldentwertung und Inflation treten häufig zusammen auf und können sogar synonym verwendet werden. Wissenschaftler unterscheiden bei der Inflation verschiedene Arten, die wir uns im Folgenden genauer ansehen.

 

Die Begriffe Geldentwertung und Inflation treten häufig zusammen auf und können sogar synonym verwendet werden. (#01)

Die Begriffe Geldentwertung und Inflation treten häufig zusammen auf und können sogar synonym verwendet werden. (#01)

Die verschiedenen Gesichter der Geldentwertung

Die Inflation kann in verschiedenen Spielweisen daherkommen. Angefangen bei einer milden und leichten Inflation, die es in nahezu jedem Land gibt und die auch zuträglich für die Wirtschaft ist, bis hin zu einer sehr starken Geldentwertung, die Gefahren für die Bevölkerung, aber auch für die Regierung birgt.

  • milde Inflation:
    Diese Art der Inflation ist ganz normal und auch gut für die Wirtschaft. Die Konsumenten haben mehr Geld (beispielsweise aufgrund von Lohnsteigerungen) und können dieses Geld in Waren investieren. Sind allerdings weniger Waren auf dem Markt verfügbar, als Geld vorhanden ist, um diese zu kaufen, steigen die Preise auf dem Markt. Das ist der altbekannte Mechanismus von Angebot und Nachfrage: Eine steigende Nachfrage führt dazu, dass die Preise für das jeweilige Produkt steigen. Eine ganz normale Funktionsweise der Marktwirtschaft.
  • Hyperinflation:
    Diese Art der Inflation kennen die Deutschen noch aus den 1920er Jahren. Ausgelöst durch den schwarzen Freitag an den Börsen, als überall auf der Welt viel Geld vernichtet wurde. Wirtschaftswissenschaftler sprechen dann von einer Hyperinflation, wenn die Teuerungsrate (also die Rate der Geldentwertung) pro Monat über 50 Prozent liegt. Das Paradebeispiel, im negativen Sinne, einer Hyperinflation ist Ungarn. Dort verlief in den Jahren 1945 und 1946 die Geldentwertung so schnell, dass sich die Preise alle 15 Stunden verdoppelten und die Inflationsrate einen Wert von 4,1 Quadrillionen Prozent erreichte.

Eine wachsende Wirtschaft braucht Geldentwertung

Die Inflation, also auch die Geldentwertung, ist eng mit dem grundlegenden Mechanismus der Marktwirtschaft von Angebot und Nachfrage verbunden: Werden die Waren, die auf dem Markt erhältlich sind knapper und/oder steigt die Nachfrage an den Waren, steigt auch der Preis. Das bedeutet einfach nur, dass mehr Geld für sie aufgebracht werden muss, um sie käuflich zu erwerben. Gibt man mehr Geld für eine Ware aus, die vor einem Monat noch 10 Prozent weniger kostete, ist das Bargeld, das man mit sich herumträgt, automatisch weniger wert.

In diesem Sinne braucht die Wirtschaft eine leichte oder milde Inflation, da sie ein Indikator für das Wirtschaftswachstum ist. Zu groß darf die Inflationsrate allerdings auch nicht werden, da sonst das Bargeld zu schnell und in einem so großen Maßstab entwertet wird. Die meisten Notenbanken geben daher ein Inflationsziel von zwei bis drei Prozent aus. Diese Rate reicht nämlich gerade noch aus, um die Konsumenten dazu zu bringen, ihr Geld noch weiter in Waren zu investieren und dafür vielleicht sogar auch einen Kredit aufzunehmen. Denn natürlich hängen auch die Zinsen eng mit der Inflationsrate zusammen: Bei einer hohen Inflationsrate kann man zu günstigeren Konditionen einen Kredit bekommen.

Umgekehrt wirkt sich das aber auch auf die Sparzinsen aus, was langfristig einen negativen Effekt auf diese Einlagen hat: Bei einer hohen Inflation und niedrigen Zinsen, wird das Geld, das man angespart hat, nach und nach entwertet.

In diesem Sinne braucht die Wirtschaft eine leichte oder milde Geldentwertung, da sie ein Indikator für das Wirtschaftswachstum ist. (#02)

In diesem Sinne braucht die Wirtschaft eine leichte oder milde Geldentwertung, da sie ein Indikator für das Wirtschaftswachstum ist. (#02)

Geldentwertung und Sparen

Des einen Freud, des anderen Leid, so könnte man die Inflation für Sparer und Schuldner zusammenfassen. Denn für all diejenigen, die einen Kredit aufnehmen, sind niedrige Zinsen eine sehr schöne Sache. So müssen sie nämlich unterm Strich weniger Geld zurückzahlen als bei hohen Zinsen. Ein Beispiel: Jemand nimmt einen Kredit über 10.000 Euro auf, um sich ein neues Auto zu kaufen. Liegen die Kreditzinsen in dieser Zeit bei fünf Prozent, muss er der Bank für die Gewährung des Kredits bin zum Ende der Laufzeit 500 Euro zahlen.

Liegen die Kreditzinsen aber nur bei drei Prozent, sind es nur 300 Euro „Leihgebühr“, die der Kreditnehmer zahlen muss. Ein beachtlicher Unterschied also. Das gilt aber leider umgekehrt auch für Sparer, denn diese bekommen natürlich auch weniger Geld für ihre Spareinlagen. Aktuell ist es sogar so, dass die Inflationsrate höher ist als die Zinsen, die man für sein Geld auf einem klassischen Sparbuch erhält. Das bedeutet ganz konkret, dass das Geld, das man bei der Bank lagert, nach und nach an Wert verliert. Viele Sparer flüchten sich daher in andere Anlageformen. Edelmetalle sind eine davon.

Video: Geldentwertung – Was ist das und unser Tipp

Schützen Edelmetalle vor Bargeldentwertung?

Im Jahr 2016 vollzog die Regierung in Indien einen krassen Schritt: Nahezu über Nacht wurde der überwiegende Teil des Bargelds für wertlos erklärt, was selbstverständlich große Folgen für die Bevölkerung hatte. Hauptsächlich wurden nämlich diejenigen Geldscheine aus dem Verkehr gezogen, die die Bevölkerung für ihr tägliches wirtschaften benötigt, mit dem Hinweis darauf, dass man damit Geldfälschern das Handwerk legen möchte. Für die Bevölkerung war das nur ein sehr kleiner Trost, denn alltägliche Dinge konnten nun nicht mehr verrichtet werden: Tanken oder einkaufen waren nun sehr schwierig oder unmöglich, da eben jene Geldscheine, die man dafür normalerweise einsetzte, nun nicht mehr erhältlich oder nichts mehr wert waren. Das führte sogar dazu, dass laut verschiedenen Medienberichten mittlerweile mindestens 30 Menschen gestorben sind, weil sie kein Geld mehr hatte, um ihren Alltag zu bewältigen.

Wer Teile seines Geldes in Edelmetalle investiert hat, konnte sich nun glücklich schätzen. Denn Edelmetalle sind von der Bargeldentwertung nicht betroffen und so hat man mit Gold oder Silber immer noch die Möglichkeit, Waren zu erwerben und zwar unabhängig davon, wie es um den Wert des Geldes steht.

So schlimm wird es bei uns in Deutschland vermutlich nicht kommen, aber auch hier ist die Bargeldentwertung oder die Abschaffung bestimmter Geldscheine, wie beispielsweise die Abschaffung des 500 Euro Scheins für manche ein Grund zur Beunruhigung. Ob allerdings die Abschaffung eines einzelnen Geldscheins dazu führt, dass Bargeld generell in Deutschland und vielleicht auch Europa abgeschafft werden soll, ist fraglich. Es gibt nämlich sehr gewichtige Gründe dafür, Bargeld in den verschiedenen Ländern im Umlauf zu lassen.

Eine Welt ohne Bargeld ist schwer vorstellbar

An erster Stelle gibt es einen sehr wichtigen Grund, warum man Bargeld nicht abschaffen sollte und der betrifft die Zentralbanken direkt. Die Notenbanken machen ihre Gewinne nämlich dadurch, dass sie Geld „verkaufen“. Was zunächst etwas paradox klingt, hat einen realen Hintergrund: Die Notenbanken drucken nämlich Geldscheine und prägen Münzen und geben diese dann an die Banken weiter. Die Produktionskosten sind dabei für die Notenbanken sehr gering und spielen sich im Cent-Bereich ab. Geben die Notenbanken die Geldscheine und Münzen jedoch an die Banken weiter, schulden diese ihnen den tatsächlichen Wert.

Bei einem Geldschein von 500 Euro Wert, machen die Notenbanken dabei einen Gewinn von fast 500 Euro. Ein sehr lukratives Geschäft also, auf das die Notenbanken nur sehr ungern verzichten. Die Frage ist nämlich außerdem, welche Daseinsberechtigung sie dann noch haben, wenn das Bargeld in Europa so weit entwertet wird, dass man darauf getrost verzichten könnte. Der große Vorteil der Notenbanken ist nämlich ihre Unabhängigkeit und die wäre stark gefährdet, wenn die Notenbanken keine Gewinne mehr aus sich heraus erwirtschaften könnten.

Wird Bargeld abgeschafft, steigt nach und nach die Geldentwertung. (#03)

Wird Bargeld abgeschafft, steigt nach und nach die Geldentwertung. (#03)

Bargeldabschaffung führt zu Geldentwertung

Wird Bargeld abgeschafft, steigt nach und nach die Inflation. Auch dieser Punkt klingt zunächst aus der Luft gegriffen, wird aber deutlich, wenn man sich mit der dahinter stehenden Theorie beschäftigt: Wie bereits angesprochen, steht die Unabhängigkeit der Notenbank auf dem Spiel, sollte das Bargeld abgeschafft werden, denn das muss die Bank bei der Politik um Geld bitten, was eben immer auch die Gefahr beinhaltet, dass damit auch Forderungen oder gar Anweisungen der Politik an die Notenbank verbunden werden. Um also ihre Unabhängigkeit zu bewahren, müssten die Zentralbanken von ihren Kunden mehr Zinsen verlangen, so können sie nämlich mehr Geld „erschaffen“.

Und genau hier liegt eine weitere große Gefahr: Gibt es kein Bargeld mehr, liegt alles Geld bei den Banken und Zentralbanken und die haben damit nahezu freie Hand. Die Zentralbank kann nach Lust und Laune den Zinssatz anheben und so das Geld vermehren, das bei ihr eingelagert ist. Dieser Prozess ist sogar nach oben offen, also durch wirklich keinen Mechanismus reguliert, sofern es kein Bargeld mehr gibt. Gibt es allerdings Bargeld, wird die Geldmenge dadurch klein gehalten, dass die Banken nur das Geld verleihen können, das auch bei ihnen vor Ort ist. Bargeld wirkt in diesem Sinne also einer Inflation entgegen.

Unser Tipp:

Wenn Sie sich über die aktuelle Inflationsrate auf dem Laufenden halten möchten, sehen Sie auf der Startseite der Notenbank nach oder abonnieren Sie gleich den Newsletter, den Sie dort bestellen können, so sind Sie immer aktuell über die Bargeldentwertung in Europa informiert.


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